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Auch Theaterpädagogik muss was wagen
Welches Ziel wollen wir mit und für die Teilnehmenden unserer Projekte erreichen? Worüber und wie wollen wir mit dem Publikum und anderen Menschen in Austausch treten? Je nach Antwort suchen und finden wir neue Theaterformate auf und abseits der Bühne.
Wie geht Theater? Darauf würde man wohl in den meisten Fällen folgende oder eine ähnliche Antwort erhalten: „Man geht mit Profis in ein Theater auf eine Probebühne, lernt Texte und Handlungsabläufe auswendig und führt das dann auf der Bühne vor Publikum auf.“ Das stimmt natürlich, und auch wir Theaterpädagog*innen des TPZ Hildesheim lieben es, mit den nichtprofessionellen Teilnehmenden unserer Projekte die große oder auch etwas kleinere Theaterbühne zu erobern.
Überrasch‘ mich!
Doch Theater kann noch ganz anders – sowohl in klassischen Theaterräumen als auch an ganz anderen Orten und in anderen Settings. Und Theater soll auch mehr, finden zumindest wir. Nämlich in vielfältigen zeitgemäßen Formaten Menschen zusammenbringen, die einander sonst nie kennengelernt hätten, neue ästhetische Erfahrungen ermöglichen, Diskurse anregen und weitertreiben und vor allem immer wieder: überraschen.
Dafür ist es fruchtbar und oft auch unerlässlich, neue Wege zu gehen. Schließlich ist der Ausgangspunkt der Theaterpädagogik die Lebenswirklichkeit jener Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die am jeweiligen Projekt teilnehmen. Es ist unser Anspruch an uns selbst, uns mit dieser Lebenswirklichkeit mit ehrlichem Interesse auseinandersetzen. Denn nur dann profitieren am Ende alle Beteiligten.
Räume schaffen und nutzen
Da Lebenswirklichkeiten unterschiedlicher Menschen naturgemäß sehr verschieden sind, fordern sie auch jeweils andere theaterpädagogische Konzepte. Wollen wir beispielsweise Menschen erreichen, die nicht „klassisch“ Theater spielen können oder wollen, müssen wir kreativ werden. Und daran haben wir glücklicherweise berufsmäßig Spaß.
Nicht jede*r hat Zeit und Lust, einmal die Woche mehrere Stunden in einem Proberaum zu verbringen und monatelang auf eine Aufführung hinzuarbeiten. Für andere kommt aus Altersgründen, aus körperlichen, geistigen, seelischen oder weiteren Gründen (etwa Haft oder Obdachlosigkeit) ein „klassisches“ Theaterprojekt nicht in Frage oder wäre überfordernd. Dann ist es an uns, uns neue, passende Formate auszudenken – vom Generationenaustausch in der Bahnhofsmission bis zum performativ-spielerischen Setting im öffentlichen Raum oder an anderen Orten.
Neues wagen
Und auch sonst finden wir: Zwar muss der Rahmen für unsere Teilnehmenden stets klar erkennbar und geschützt sein, doch in diesem Rahmen soll Theater immer etwas wagen, fordern und fördern, muss sich selbst in Frage stellen, muss hinaus in die Welt und andere Bereiche erkunden. Viel zu spannend wäre es ja auch, auf andere Räume zu verzichten. Und damit meinen wir nicht nur die Schul-Aula und die Kita. Gemeinsam mit Teilnehmenden etwa das Potenzial von Museen, Produktionsstätten, öffentlichen Plätzen oder historischen Gemäuern zu erkunden, kann ganz neue spielerische und inhaltliche Horizonte eröffnen.
Aktivieren statt konsumieren
Natürlich definiert sich Innovation in unserer Arbeit nicht nur über den Ort, sondern auch das dem Projektziel jeweils angemessene Setting und die Inszenierungsstrategien. Egal ob dabei ein inszenierter Stadtrundgang entsteht, der vermeintlich Altbekanntes in ganz neuem Licht erscheinen lässt, oder sehende Menschen bei einem Dinner im Dunkeln erfahren, wie es ist, nichts zu sehen: Teilnehmende und Publikum sollen bei unseren Projekten neue ästhetische und thematische Erfahrungen machen können. Dafür kooperieren wir mit anderen Vereinen, Einrichtungen und Institutionen oder recherchieren zusammen mit unseren Teilnehmenden bei Expert*innen zum jeweiligen Thema; in Form von Laboren, Experimenten, Gesprächen oder anderen gemeinsamen Aktionen.
Den Blick über den Tellerrand kultivieren
Gerne schöpfen wir auch die Möglichkeiten spontaner Interaktion aus und/oder begeben uns in andere Kunstsparten. Zwar ist Interdisziplinarität kein Kriterium für ein innovatives Theaterformat, doch kann sie sowohl im Prozess als auch im Produkt dabei helfen, eines zu entwickeln. Wie kann man beispielsweise Gebärdensprache in Tanz übersetzen? Wie funktioniert ein Krimi zum Mitmachen? Wie gestaltet man eine Performance mit Menschen mit Lernschwierigkeiten? Wie können wir abseits vom klassischen Publikumsgespräch Inszenierungen vor- und nachbereiten und den Diskurs vertiefen? Wie tauschen wir uns in einem Projekt mit Gleichgesinnten auf einem anderen Kontinent aus? Wie werden Grundschulkinder zu Regisseur*innen ihres eigenen Films?
Um Antworten auf solche Fragen zu finden, sind wir in allen Künsten zu Hause, viele von uns auch als Künstler*innen in freien Theatern, Kollektiven oder auf Solopfaden. Wir bilden uns beständig fort, und vor allem bleiben wir neugierig, auf neue Formen, Themen und vor allem Menschen.
„Ein Schiff im Hafen ist sicher. Aber dafür werden Schiffe nicht gebaut.“
Aktuelle Angebote Neue Theaterformate:
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"Toolbox Tanz" verbindet digitale Tools mit realen Erfahrungen und vermittelt die Basics der Choreographie.
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Das Glückslabor wird dazu beitragen, dass von Ihrem Event noch lange und glückselig gesprochen wird. Als individuelles Erinnerungsstück erhält jeder Proband, äh Gast, ein Glück bringendes Foto …
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Hier einige Beispiele unserer theaterpädagogischen Arbeit
im Themenfeld „Neue Theaterformate“
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Im Telemannjahr inszenierte das TPZ „Auferstehung & Himmelfahrt Jesu“ als zeitgenössische Tanzproduktion mit Profi-Vokalsolist*innen, -Musiker*innen sowie Laien-Tänzer*innen zwischen 7 und 70 Jahren …
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